Tatjana Goritschewa – Vetschnaja pamjat‘
Ich habe sie nicht persönlich gekannt – aber es war mir so.
Es war mir so, weil ich bereits als Kind ihre Schriften kannte. Weil ich ebenso wie sie Yoga praktizierte und doch zum christlichen Glauben fand.
Bei ihr war es das Vaterunser, das sie als ein Gebet unter manchen rezitierte – und dann kam der Moment, der sie erkennen ließ, dass Jesus und der Vater eins sind.
Weil sie eine Russin war, und damals, mitten im Kalten Krieg, wir nur einen Herzschlag voneinander entfernt waren in unserem Denken und Fühlen.
Als ich ihre Schriften jetzt wieder gelesen habe, fiel mir eine Bemerkung auf, dass sie als Zwangsemigrierte auf den bundesdeutschen oder auch französischen Autobahnen nicht fahren konnte, ohne die vielen Tierleichen an deren Ränder zu bemerken, dass ihr das wehtat. Im letzten Drittel ihres Lebens hat sie sich dann auch um den Tierschutz gekümmert und sich dafür stark gemacht.
Ihr Werk bleibt heute noch zu entdecken. Ein Freund, der sie nicht kannte, stieß auf ein Zitat von ihr: „Heidegger sprach vom Sein, doch ohne Christus bleibt es ein Schatten – die wahre Ontologie ist die Erlösung.“
Tatjana Michailowna Goritschewa.
Eingeschrieben in das Buch der Lebenden.
Oktober 10, 2025 No Comments
Die 7 Wort Jesu auf Plattdeutsch
Im Frühjahr war ich ein paar Tage auf Fehmarn und habe in der Nikolaikirche in Burg in einer Seitenkapelle diese Entdeckung gemacht:
Es handelt sich um die 7 Worte Jesu am Kreuz in Plattdeutsch oder auch Niederdeutsch. Die Diskussion darüber, ob es sich hierbei um einen Dialekt oder eine Sprache handelt, lassen wir an dieser Stelle beiseite. Ich habe mich sehr über diese Entdeckung gefreut.
August 4, 2025 No Comments
Rumänisch
Ich hatte ja an anderer Stelle geschrieben:
Constanta mit einem Komma unter dem zweiten t, also weich gesprochen wie Constanzia, ist eine wunderschöne Stadt. Wenn man sich Rumänien vorstellt, denkt man nicht direkt an italienische Lebensart, sondern an Dracula oder so was.
Dabei hat dieses Land so viel mehr zu bieten.
Natürlich war ich auch in der orthodoxen Kirche dort, natürlich auch angemessen bekleidet: Frauen tragen einen überknielangen Rock, die Schultern sind bedeckt. Ich hatte meinen Schleier dabei, denn es ist würdig, dass Frauen in einem Gotteshaus ihr Haupt bedecken (und nur dort!). Eine Mitreisende nahm ihr Hütchen ab, ich habe ihr erklärt, dass sie das gar nicht machen muss. Nur Männer müssen ihr Haupt entblössen.
Vor der Kirche stand ein schrumpeliges altes Mönchlein, Vollbart, schwarz gekleidet. Ich holte mir seinen Segen ab und spendete natürlich für sein Kloster. Zum Dank erhielt ich eine wunderschöne Gebetskarte mit der Veronika darauf.
Danach im Jachthafen mit vielen Cafébars und Restaurants sowie einem weißen Riesenrad. Ich konnte mir das nicht vorstellen, aber überall italienishe Lebensart – die Rumänen haben ja auch die Sprache mit den Italienern, naja, mehr oder weniger. Mein erster Satz auf Rumänisch war an eine Dame gerichtet mit Hündchen: Come si chiama? Wie heißt er? Das ist identisch. Da die Antwort lautete: Lara! ging ich davon aus, dass meine Frage korrekt gestellt war. So toll.
Ah ja, Ovid ist dort im Exil gestorben. Ich könnte mir wirklich Schlimmeres vorstellen.
Heute hatte ich also wieder das Vergnügen, bei unserem Rumänen Griechisch essen zu dürfen. Warum er nicht rumänisch kocht, entzieht sich mir vollständig, aber dafür mache ich Fortschritte im Rumänischsprechen. Da er Andreas heißt und ich das weiß, wäre die Frage: Come si chiama? eher lächerlich gewesen. Aber ich konnte ein Bild zeigen und „Eisernes Tor“ – „Portile di Fiera“ sagen.
Ich liebe Sprachen.
Juli 4, 2025 No Comments
MIKROZENSUS
Ich weiß nicht, was ich verbrochen habe, aber seit mindestens 10 Jahren werde ich von diesem Mikrozensus-Fragebogen heimgesucht.
Ich habe keine Lust mehr.
Als Nächstes schreibe ich denen, dass ich nach Sibirien ausgewandert bin.
Juli 3, 2025 No Comments
Interview mit Christian Spaemann über die heilsame Wirkung des Rosenkranzgebetes
Das Interview war ziemlich spannend und ist schon seit geraumer Zeit online.
Vor 25 Jahren habe ich noch Om Namaha Shivaya gechantet – heute ist das glücklicherweise anders. Mein Lieblingsgebet ist mittlerweile das Jesus- oder Herzensgebet.
Hier zum Interview:
>> BW: In den vorliegenden Studien ist zumeist die Rede davon, welche Auswirkungen sich auf Körper und Psyche des Individuums ergeben beziehungsweise einander bedingen. Gibt es in Bezug auf den Rosenkranz nicht noch etwas darüber hinaus?
Ch. S.: Das aufrichtige christliche Gebet bleibt nie in der Immanenz von Körper und Psyche stecken. Wenn wir auch nur einen winzigen Bruchteil an Bewusstsein dafür entwickeln könnten, dass jeder von uns von Ewigkeit her gewollt ist, aus Liebe erschaffen wurde, und dazu berufen ist, sich mit dem ewigen Gott zu vereinigen; wenn uns bewusst wäre, dass wir keine Angst vor dem Tod haben müssen und im Sterben in die andere Welt hinüberwechseln wie von einem Zimmer ins andere, dann würden wir vor Freude platzen. An diesen winzigen Bruchteil kommen wir nur über die Stille heran. <<
Juli 3, 2025 No Comments
Ich war am Schwarzen Meer!
Ich kann es immer noch nicht fassen. In Serbien, Rumänien, Bulgarien, der Slowakei – und in Wien, wo ich mit der U-Bahn zur Russisch-Orthodoxen Kirche im Diplomatenviertel gefahren bin. Ich hatte noch etwas mit dem heiligen Nikolaus von Myra und Matrona von Moskau zu klären und mich zu bedanken – beide Reliquien werden dort aufbewahrt.
Weil gerade „Pride“-Day war, wünschten mir die Wiener U-Bahn-Betriebe auf ihren Anzeigetafeln ein herzliches „Ride with Pride!“
Ich hätte gerne zurückgeflucht. Aber diesen Leuten kann man eh nicht mit Sanftmut begegnen.
PS: Die russisch-orthodoxe Kirche in Wien befindet sich genau gegenüber von der iranischen Botschaft. Volltreffer.
Juli 1, 2025 No Comments
Die KI und ich
Immerhin habe ich es schon vor 15 Jahren nicht ertragen, wenn mein SOLARIUM mit mir sprach. Glücklicherweise nervt mich ja die KI noch nicht mittels direkter Ansprache – sie wird halt jetzt immer neu und stolz auf Google präsentiert.
Dass die KI nicht nur falsch, sondern auch gefährlich ist, wen wundert es. MICH NICHT.
In irgendeinem vorsintflutlichen Medium wie der New York Times hat man das wohl mal festgestellt.
Eben gerade durfte ich dank Belehrung durch KI erfahren, dass Rumänisch zu den slawischen Sprachen gehört.
WAS ALLES NOCH?
April 25, 2025 No Comments
William Butler Yeats: Liebesgedichte
In deinem Haar ist Grau.
Den jungen Männern stockt nicht mehr der Atem,
Wenn du vorbeigehst.
Doch segnet dich vielleicht ein Alter leise
Weil er durch dein Gebet
Einmal genas, als er im Sterben lag.
Nur deinethalb – die alle Herzweh kannte
Und andern alles Herzweh gab,
Seit du als magres Mädchen antatst
Die Last der Schönheit – nur deinethalb
Wandte der Himmel ab den schweren Schlag,
So stark war ja sein Anteil an dem Frieden,
Der, tratst du nur herein, im Zimmer lag.
Wie schön du warst, kann uns nichts sein als nur
Verschwommene Erinnrung, nur Erinnrung.
Wenn alte Männer dann mit Reden aufhörn,
Dann sagt ein junger wohl: „Wer war sie denn,
Die uns der Dichter mit solch störrischem Feuer pries,
Der alt genug ist, kühles Blut zu haben.“
Verschwommne Erinnerung, nur Erinnrung,
Doch alles, alles wird wieder neu im Grab.
Die Sicherheit, dass ich sie sehen werde,
Wie sie sich anlehnt, steht oder vorbeigeht
Als junge Frau in ihrer ersten Schönheit
Und ich sie anseh mit den heißen Jugendaugen,
Macht, dass ich wie ein Schwachkopf stammle.
Du schöner doch als jede andre;
Und dennoch war ein Makel dir am Körper:
Nicht schön warn deine kleinen Hände.
Da fürchte ich, du wirst in dem geheimnisvollen
Und immervollen See hinlaufen, paddeln.
Bis zum Handgelenk,
Wo alle, die dem heiligen Gesetz gehorchten,
Paddeln und ohne Makel sind. Lass unverändert
Die Hände, die ich küsste,
Um alter Zeiten willen, sei’s gedenk.
Der letzte Schlag der Mitternacht verklingt.
Den ganzen Tag auf diesem Stuhl,
Hab ich von Traum zu Traum und Reim zu Reim
Mit einem Bild aus Luft dahingestammelt:
Verschwommene Erinnrung, nur Erinnrung.
Dezember 12, 2024 No Comments
Georgia Briggs: Ikone. Ein Roman
Sie ist erst 12 Jahre alt und wurde auf den Namen Euphrosyne in der orthdoxen Kirche getauft. Die heilige Euphrosyne von Alexandria trat in ein Männerkloster ein, weil es in der ganzen Umgebung kein Frauenkloster gab und täuschte vor, ein Eunuch zu sein. Sie starb friedlich und zählt nicht zu den Märtyrerinnen. Doch dieser Hintergrund hat für die junge Heldin dieses dystopischen Romans von Georgia Briggs keine weitere Bedeutung.
Er spielt in der nahen Zukunft in den Vereinigten Staaten von Amerika, wo das Äon der „religiösen Toleranz“ eingeläutet wurde, ein Ministerium dazu eingerichtet wird und unter diesen Vorzeichen Christen, die an der Osternacht teilnehmen, von der Polizei verfolgt und erschossen werden. Auch Euphrosynes Eltern ist das passiert – und sie konnte sich nur dank einer Ikone des heiligen Nikolaus von Myra retten. Die für sie bestimmte Polizeikugel durchbohrte stattdessen seine Brust. Als sie versucht, die Kugel zu entfernen, fängt das heilige Bild an zu bluten. Nach diesem Vorfall lebt sie bei ihren Großeltern, die nicht gläubig sind und ihr einschärfen, sie solle ihren Taufnamen vergessen: Biblische Namen und Namen von Heiligen sind im neuen Zeitalter der religiösen Toleranz verboten; Euphrosyne muss sich mit „Hillary“ ansprechen lassen und darf ihren eigentlichen Namen, auf den sie getauft wurde, nicht mehr nennen. Auch anderen ihrer Mitschüler widerfährt dies – aber Euphrosyne gibt nicht auf. Zufall oder nicht, sie kann Kontakt zu einer orthodoxen Untergrundgemeinde aufnehmen, die sehr konspirativ agiert. Alles scheint für einen Moment gut auszusehen und Euphrosyne gibt nicht auf. Dennoch … das Regime scheint übermächtig zu sein.
Aber lesen Sie selbst.
Der Roman erschien zunächst auf Englisch, dann auf Rumänisch und Russisch und liegt nun auch in deutscher Sprache vor.
Georgia Briggs: Ikone. Ein Roman.
Edition Hagia Sophia, Wachtendonk 2024
ISBN: 9-783963- 211133
Mai 3, 2024 1 Comment
Passend zum vergangenen Karfreitag
hat CNA deutsch meinen Beitrag über Pontius Pilatus und Claudia Prokula übernommen.
Tatsächlich ist von der Ehefrau des Pilatus viel zu selten die Rede.
Dabei war sie es, die mit weiblicher Intuition in der Nacht vor der Verurteilung Jesu einen prophetischen Traum hatte und ihren Mann bat, ihn nicht anzurühren.
Wir haben das als biblischen Beleg – wenn auch nur in einem einzigen Vers.
Und gerade das fand ich äußerst inspirierend.
Da wir uns noch in der Osteroktav befinden, ist der Hinweis noch rechtzeitig.
Die Serben und Orthodoxen feiern gar erst am 2. Mai, die Griechen, soweit ich verstanden habe, am 22. April.
Status: Es ist kompliziert.
April 4, 2024 No Comments